U13 verschluckt sich zum ersten Mal am Ausbildungsgedanken
Daniel Test, 19.10.2008
Mit einer 1:3 Heim-Niederlage endete die Partie der U13 gegen die Mannschaft des TuS Geretsried. Unangenehm war weniger die Niederlage, sondern das Zustandekommen. Ein Abseitstor, ein Eigentor, eine rote Karte, all das machte es dem Gegner heute einen Tick zu einfach.
Zum Spiel:
Das Spiel ist schnell nacherzählt. Unsere Jungs begannen druckvoll, wollten unbedingt das erste Tor machen. Allerdings waren es die Geretsrieder, denen das 1:0 gelang, aus einer Abseitsposition heraus. Ochsi konnte mit einem abermals wunderschönen Freistoßtor wieder ausgleichen. Per Eigentor erzielten wir die 2:1 Führung der Geretsrieder dann nach einem Freistoß leider selbst. In der 22. Spielminute dann die Vorentscheidung. Rote Karte für unseren Kapitän. Der verstand die Welt nicht mehr - genauso wenig, wie die Zuschauer, selbst die gegnerischen. Ein bis dahin ansehnliches Spiel, dass sich die beiden Mannschaften lieferten, war dahin. Zu zehnt ging es dann weiter, gegen elf bemühte Geretsrieder. Dass wir mit einem Mann weniger agieren mussten, ließen unsere Jungs im zweiten Durchgang phasenweise trotzdem vergessen, weil sie ihr Herz einfach in die Hand nahmen, alles in die Waagschale warfen und versuchten das Spiel an sich zu reißen. Und dass die Geretsrieder erst zwei Minuten vor Schluss doch noch zu einem weiteren Treffer kommen konnten, trotz Überzahl, spricht für den Einsatzwillen unserer Jungs. Aber die Geretsrieder haben auch gezeigt, dass die Liga enger werden wird, als viele bislang denken. Abschreiben sollte man hier niemanden, auch zu sicher fühlen sollte sich niemand.
Ein paar Gedanken zum Spiel:
Rote Karte von Patrick Ochsendorf.
Da es anscheinend üblich ist in unserer Fußballumgebung einfach alles zu erdulden, anstatt auf Missstände hinzuweisen, hier nur die Schilderung der Situation, ohne Kommentar. In der 23. Minute spielten die Geretsrieder einen Steilpass in die Spitze zu einem ihrer Stürmer. Dieser befand sich in einem Zweikampf mit Patrick Ochsendorf, der letzter Mann war. Patrick ging sich dessen bewusst, schon sehr zögerlich in den Körperkontakt hinein, stocherte in die Beine und brachte den Stürmer zum Straucheln. Patrick zog sofort zurück und der Geretsrieder Angreifer lief fair weiter und hatte plötzlich freie Bahn und ein bis zwei Meter Vorsprung. Plötzlich ertönte der Pfiff vom Unparteiischen Stefan Baumann. Dieser ließ alle erstaunten Zuschauer eine Minute Bedenkzeit miterleben ehe er für den noch nicht verwarnten Patrick knallrot zückte.
Die Spieler wurden schon vor Beginn auf die Eigenheiten des Schiedsrichter Stefan Baumann hingewiesen und verhielten sich trotz mehrerer diskussionswürdiger Pfiffe davor still. Es gab also keinerlei Spielerprovokationen.
Nicht nur der Schiedsrichter.
Es wäre zu leicht, als Grund für die Niederlage nur den Schiedsrichter anzuführen. Sicher, wir sind an diesem Tag Zeuge von ein paar beängstigenden Entscheidungen geworden. Ein Erwachsenentrainer ist nicht automatisch ein guter Kindertrainer, für Schiedsrichter gilt ähnliches, denn die Leitung von Jugendspielen erfordert unheimlich viel Fingerspitzengefühl und Augenmaß. Aber es bleibt dabei, der Schiedsrichter war heute sicher nicht unser Freund, Gründe für die Niederlage gibt es noch einige andere. An vielen Dingen gilt es, weiterzuarbeiten, dass wir vor dem schweren Spiel gegen Ingolstadt nur ein einziges gemeinsames Training haben werden, macht die Sache da nicht leichter. Egal, die Jungs sollen bei uns nicht das Jammern lernen, sondern Herausforderungen anzunehmen. Chancen dazu gibt es in den nächsten Wochen genügend.
Des Trainers Verantwortung.
Wie im Spielbericht aber schon erwähnt, waren die Geretsrieder bis zu diesem Zeitpunkt schon 2:1 vorne und spielten munter mit. Der Hauptgrund der Niederlage liegt heute zum größten Teil beim Trainer selber. Wir haben mit dem heutigen Spiel 22 Kinder in der bisherigen Saison eingesetzt, viele davon auf mindestens zwei unterschiedlichen Positionen. Es ist vom Ausbildungsgedanken absolut notwendig, dass die Kinder verschiedene Blickfelder und Erfahrungen auf dem Spielfeld mitnehmen. Es ist auch wichtig, dass nicht das Siegen im Vordergrund steht, sondern das Spielen und das individuelle Weiterkommen der einzelnen Akteure. Normalerweise hätte das auch heute wieder geklappt, man hätte ein Spiel auf Augenhöhe gespielt, mit den vier Einwechslungen ab der Halbzeit wäre noch mal eine schwierige Umbruchphase hinzugekommen, in der eventuelle Brüche geschehen wären. So lag man zur Halbzeit 1:2 zurück, stellte das Team komplett um, war auch plötzlich am Drücker und hatte auch die Chancen, eine davon sehr klar, zum Ausgleich.
Doch sukzessiv warf man dann Stück für Stück neue Jungs auf völlig ungewohnten Positionen ins Spiel und tat keinem der Jungs so wirklich einen Gefallen. Am blödsten ist dann natürlich auch noch, wenn man die vierte Auswechslung erst sieben Minuten vor Ende tätigt und dem Jungen damit aber auch gar keine Möglichkeit gibt ins Spiel zu kommen. Also hierin noch mal eine offizielle Entschuldigung an dich Patrick, das ist nicht in unserem Sinne gelaufen.
Also kurz um, heute hat der Trainer zuviel von den Kindern gefordert, sich einfach verspekuliert und deshalb auch verdient verloren.
Zum Schluss...
Es sind nicht die Taten, die Menschen bewegen, sondern die Worte über die Taten. Schon Heraklit wusste dies. Wie wahr... Unser Gästebuch beim SCF ist der beste Beleg dafür. Aber als Trainer können wir in erster Linie durch Taten etwas für unsere Spieler bewegen. Und manchmal wählen wir für eben jene Taten eben nicht jene Worte, die leicht verdaulich wären. Wir geben damit ganz einfach unsere Sicht der Dinge wider. Meinungsfreiheit nennt man diesen Vorgang, der manchmal recht unbequem ist. Deswegen freuen wir uns, dass unsere Berichte so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sogar über die Brucker Landkreisgrenzen hinweg.
Quelle:Tomas Zivcic & Daniel Rohn
