Silvester-Duell in Egenhofen
Reiner Wenig, 01.01.2012
Da fast 2 Wochen ohne Fußball eine fast unendliche Ewigkeit darstellen, versuchten sich einige SCF-Jugendakteure wieder beim mittlerweile traditionellen Silvesterlauf in Egenhofen. Während Franziska (C-Jugend Mädels) mit Hund sich im 5,2 km langen Volkslauf betätigte, versuchte sich Korbinian (D-Jugend) zum ersten Mal über die 10,4 km lange Strecke im Silvesterlauf. Dort kam es also zum Familienduell Vater gegen Sohn, Spieler gegen Trainer. Ein Zweikampf auf dem Asphalt zwischen Baujahr 1964 (47 Jahre) und Baujahr 2000 (11 Jahre). Die erste Runde liefen wir zu dritt. Der alte Leitwolf hatte die Devise „nicht zu schnell angehen“ ausgegeben. Auch wenn der Hund gewisse Sprints einlegte und doch 2 Pausen für seine Notdurft brauchte, ging man nach knapp 28 Minuten zum ersten Mal über die Ziellinie bzw. Zwischenzeit. Franziska war nach 27:42,7 als Dritte bei der weiblichen Jugend (Wertung bis Jahrgang 96, Platz 3 AK SchiB) im Ziel, während Vater und Sohn sich in die 2te und entscheidende Runde begaben. Das Wetter war nicht schön – leichter Schneeregen bei ca. + 3 Grad – aber zum Laufen völlig o.k. Als Pacemaker hatten wir uns mittlerweile einen großen Mann ausgesucht, der die Trainingsjacke vom SV Adelshofen trug. Das Tempo blieb konstant und auf die kontinuierliche Frage des Papas „geht’s noch oder sollen wir langsamer werden“, hatte Korbinian nur ein „passt schon“ und ein breites Grinsen im Gesicht. Nach 7 km kam ein ca. 300 m langer leichter Anstieg. Dort gingen wir endgültig an Mr. Adelshofen vorbei und liefen auf den nächsten Vordermann auf, den wir am Ende der Steigung ebenfalls eingeholt hatten. Danach der nächste Tipp für die nun folgende Bergabpassage. „Treiben lassen“ war das Motto. Während Baujahr 1964 das Tempo ziemlich passabel durch das Treiben lassen steigerte, war bei Baujahr 2000 daraus praktisch ein Spurt geworden. Die Zurufe „ langsamer“ wir haben noch 2 km ins Ziel, wurden vom Jungen nicht gehört oder ignoriert. Am Fuße des Bergablaufs lagen 50 m zwischen uns, das Ziel in 1,5 km Entfernung. Für diesen Spurt musste man eigentlich Tribut zollen. Doch der Abstand verringerte sich auf der folgenden ebenen Strecke nicht. Der Trainerpapa versuchte nochmals das Tempo zu steigern, da es bis zu diesem Zeitpunkt konditions- und atemtechnisch eigentlich ganz gut lief. Doch der Abstand von 50 m blieb konstant. Nach weiteren 300 m ergebnisloser Verfolgungsjagd, dann der trainergemäße sehr laute Zuruf „wenn Du glaubst, dass Du das halten kannst, dann lauf alleine ins Ziel“. Die Taktik vom alten Trainerfuchs war ja gewesen, die Sache auf den letzten 100 m zu entscheiden und Brust an Brust ins Ziel zu laufen. Doch dieser Plan war spätestens zu diesem Zeitpunkt Geschichte. Trotzdem, es waren ja nur 50 m aufzuholen, um dann im Endspurt…. Und evtl. wird er ja noch schwächeln da vorne. Rankämpfen, reinbeißen, nicht aufgeben, war nun die Devise des Alten. Alles was man die ganze Saison den Kids vorpredigt, konnte man nun als 47-jähriger selbst unter Beweis stellen. Aber jeder Zwischenspurt wurde durch den da vorne sofort mit einem weiteren Tempoantritt gekontert. Der Trainer erinnerte sich an seine Jugendtage „ keine Schmerzen“ hatte sein damaliger Trainer bei solchen Situationen zu Zeiten von Rocky und Rambo immer gesagt. Also „keine Schmerzen“, doch die Lunge brannte und das Atmen fiel schwer und die Schritte wurden schwerfälliger. Man hätte doch mehr im Vorfeld trainieren sollen, aber das war ja nun 500 m vor dem Ziel zu spät. Der Bengel da vorne dachte gar nicht daran auf seinen Papa und Coach zu warten. Im Gegenteil, der legte noch eine Schippe drauf. Wie das wohl ausschaut im Zieleinlauf. Hunderte von Zuschauern und der kleine im SCF-Anzug mit Startnummer 274 ging 100 m vor dem großen im SCF-Anzug mit der Startnummer 275 ins Ziel. 100 m!. 100 m haben auch nichts mit gewinnen lassen zu tun. 100 m sind 100 m und bedeuten eine klare Niederlage. Sch… Sch… Sch…. Aber der Akku war leer. Der da vorne hatte im Endspurt auf den letzten 100 m noch 2 Erwachsene abgezockt und lief nach 54:46,8 Minuten ins Ziel. Mit gebührendem Abstand kam dann der Papa ins Ziel mit 37 Sekunden Abstand. Eine klare Sache sozusagen, wie ein 0:3 im Fußball oder vielleicht auch ein 2:5, aber auf jeden Fall klare Verhältnisse. Während Korbinian einen 4ten Platz bei der männlichen Jugend (Wertung bis Jahrgang 96 - Platz 1 in der AK SchC) erreichte, konnte der Papa lediglich Platz 96 (Platz 35 in der AK M40) erreichen.
Fazit:
Taktik nicht aufgegangen, Spiel verloren aus Sicht des Trainers. Soll man sich da noch auf das Käsefondue und den Silvesterabend freuen oder doch gleich ins Bett gehen? Wer verliert schon gerne im alten Jahr ohne Chance auf Revanche in den nächsten 365 Tagen? Es bleibt die Erkenntnis, dass der Generationswechsel einfach kommt. Ob die Jungen im E-, D- oder C-Jugendalter vorbeiziehen ist eine Frage des Zeitpunktes aber nicht aufzuhalten. Mich hat es nun mit 47 Jahren erwischt. Mein Sohn ist schneller als ich! Sch… Sch… Sch….
Aber als Fußballer gilt das Prinzip erst einmal dem Sieger fair und ehrlich zu gratulieren und dann beißen. D.h. jetzt den Abstand nicht zu schnell zu groß werden zu lassen. Ankämpfen gegen die biologische Uhr! Schöne Aussichten für 2012 am letzten Tag des Jahres 2011. Auf der anderen Seite die Erkenntnis, dass hier jemand jeden Tag schneller und besser wird. Diese Entwicklung mit zu gestalten und zu erleben ist doch auch ein Geschenk auf das man sich als Papa und Trainer freuen muss.
Mit dieser Vorfreude und diesem Gedanken ist der Silvestertag dann doch gerettet. Silvesterabend kann kommen. Käsefondue und ein Gläschen Weißwein und wahrscheinlich ermüdungsbedingt wieder ein hervorragender vormitternächtlicher Schlaf auf der Couch für den Coach während sich die jungen Läufer einen Film reinziehen. Jetzt kann Sie kommen die Hallensaison 2012 mit Turnieren am 5., 6., 7. und 8. Januar. Auf geht’s und immer schön am Ball bleiben. Jeden Tag ein bisschen besser werden (bzw. falls der Zenit überschritten ist -> jeden Tag nach Möglichkeit nicht schlechter werden J)
Es liefen:
Franziska (C-Jugend Mädchen), Korbinian (D2-Jugend Jungs), Reiner (Trainer D2-Jugend)
Foto mit freundlicher Genehmigung Fam. John - http://www.franken-online.de/john-fotos/John-Fotos/Uber_mich.html
