JUGENDABTEILUNG ZIEHT ZWISCHENBILANZ – KRITISCHE BILANZ
Tomas Zivcic, 07.10.2010
Man kann manchmal die Darstellungen auf den Internetseiten nicht mehr lesen. Sie ähneln einem reinen Plakatbetrieb, auf denen nur versucht wird Werbung für den eigenen Verein zu machen. Das ist zum einen natürlich verständlich, aber die ständige Selbstbeweihräucherung und der ewige Fokus auf die Sonnenseiten geht einem dann doch bald gegen jeglichen vernünftigen Strich. Es herrscht eine politische „spin it right“ Mentalität, also die Methode „alles drehen und wenden zu können“, denn die Wahrheit ist schließlich Ansichtssache, und wenn man einmal aus einem Ereignis gar nichts Gutes herausholen kann, dann schweigt man es einfach tot.
So schweigt die BFV Homepage noch immer über die vehementen Proteste, die schon wieder bei Reinhard Hübner im Münchner Merkur und anderen Berichterstattern aus dem Dachauer Bereich in der Zeitung ans Tageslicht gebracht wurden. Hinzu kommt noch die unglaubliche Tatsache, dass Entscheidungsprozesse beim BFV völlig intransparent und unsinnig sind. Verstehe wer will, warum eine B-Junioren BOL in Schwaben bei 14 Mannschaften ganze drei Absteiger zählt, während eine B-Junioren BOL in Oberbayern bei 12 Mannschaften vier Absteiger hat, warum hat eine C-Junioren Bayernliga nur zwei gehabt im letzten Jahr?
Der SC Fürstenfeldbruck ist in der Vergangenheit einen anderen Weg gegangen und möchte auch in Zukunft diesen gehen!
Die Internetseite muss auch eine Plattform sein, die informativ und kritisch ist. Denn nur wenn wir unsere Arbeit, besonders in der Jugend kritisch beleuchten, dann können wir die vielen revolutionären Erfolge, die wir in den letzten Jahren durchweg hatten, endlich auch klar herausstellen. Wir wollen unsere Jugendlichen zu einer gesunden selbstkritischen, aber auch wehrhaften Meinung erziehen, das geht nur, wenn wir dies selber in Person aber auch in der öffentlichen Darstellung vorleben.
Die kritische und realistische Berichterstattung der U19 kann dabei nur als vorbildlich gelten.
„Zahlen lügen nicht...“
...aber Spielergebnisse schon. Es ist ein Traum unserer Jugendabteilung den Blick für das Wesentliche zu schärfen.
Die Abstiege der letzten Saison haben ihre Wurzel in einer einfachen Tatsache: Mangelndes Vertrauen. Anstatt den roten Faden der Ausbildung, der erfolgreich über Jahre angewendet wurde auch weiterhin ruhig anzuwenden, brachte man sich durch Tabellenstände und das Gerede um Erfolg und Ergebnisse aus der Ruhe. Man ließ Spiele einfach laufen und hoffte auf eine bessere Form der Jungen und auf das Quäntchen Glück. Kampf, Leidenschaft und Einsatz sollten jahrelange technisch, taktische und athletische Ausbildung und Vorbildung ersetzen. Man versuchte Ergebnisse herbeizureden, anstelle akribisch an der Umsetzung des Spielstils zu arbeiten. Das Ergebnis ist uns allen bekannt: Drei Abstiege, zwei Zwangsabstiege.
Jetzt gerät das Ganze wieder in Gefahr. Natürlich gewinnen unsere Mannschaften Spiele in einer Kreisklasse und einer Kreisliga. Die Qualität der Spieler an sich ist zu gut, war auch immer zu gut, es ist also nahezu völlig egal, wie man sie aufstellt, was man vor dem Spiel zu ihnen sagt oder während dem Spiel macht, man wird trotzdem in 9 von 10 Fällen gewinnen. Daran allein kann man aber noch gar nichts über den Erfolg unserer Jugendausbildung aussagen. Wenn man sich allein auf seinen Ergebnissen und Siegen ausruht und diese in der Öffentlichkeit alleinig überbetont, dann muss man sich immer fragen, ob dahinter überhaupt irgendwas anderes steht, ob dahinter überhaupt eine Zielsetzung vorhanden ist. Die Folge davon ist gravierend. Jugendausbildung ist zu 100% zufällig, wenn man Ausbildung alleine von Spielergebnissen ableitet.
Wir bringen unseren Trainern deshalb bei, dass man vom Tabellenstand nichts, aber auch gar nichts über die Qualität ihrer Ausbildung sagen kann. Die Qualität einer Trainerarbeit liegt vielmehr an anderer Stelle. Doch es ist hier nicht Platz auf dieses umfassende Thema näher einzugehen, aber in der Ende Oktober erscheinenden Publikation „Der Moderne Trainer“ wird dieses wichtige Thema eingehender behandelt!
„Jeder der denkt, er könnte allein durch seine Spielererfahrung und Intuition eine Mannschaft trainieren, redet Unsinn.“ (Rinus Michels)
Was den SCF so stark macht ist die Tatsache, dass wir nicht zufällig ausbilden.
Die Spiele im Großfeld haben schon nach einigen Wochen eine große Problematik aufgeworfen, die einfach daran liegt, dass eine Kluft zwischen dem Talent unserer Jungs und der Anforderung in der Liga sehr groß ist und sich das fast überall in den Ergebnissen auch niederschlägt. Die Gefahr ist, dass unsere Trainer der Versuchung anheimfallen, anstelle gezielt Ausbildungsinhalte und Lernzielhürden anzupeilen, einfach Training nach Training Übung an Übung aneinanderreihen, die zwar allesamt „ganz lustig“ und „ganz gut“ sind, aber völlig ohne Rahmen und Ziel auskommen. Dann hätten wir wieder den Zustand des letzten Jahres, bei dem Trainer einfach für sich und vor sich hinarbeiten, alle momentan zufrieden sind, aber am Ende das Geschrei ganz groß und die Unzufriedenheit fast schon hysterisch ist. Alle schuld sind, außer man selber.
Besonders in den Wettkampfspielen und damit der Umsetzung unseres Spielstils ist erhöhter interner Gesprächsbedarf von Nöten. Das besondere in unserem Spielstil ist es, dass JEDER Junge auf JEDER Position und zu JEDERZEIT zeigen muss, dass er Fußball spielen kann. Sobald Jungen nur noch defensive Aufgaben haben und Räume ängstlich zu machen, den Gegner nicht Jagen, sondern abwarten wie eine Erwachsenmannschaft; sie einmal am Ball, diesen dann so schnell wie nur möglich weit von sich weg bringen sollen -wir also mehr Angst vor unseren Fehlern haben als Vertrauen in unsere Fähigkeiten- wir anfangen körperliche Vorteile vor technisch Fertigkeiten zu stellen und unsere Dribbler nicht spielen lassen, dann darf uns dieser Zustand im Großfeld nicht zufrieden stellen!
Auch in unserem Kleinfeld stehen wir vor einer nicht zu unterschätzenden Problematik. Die Überlegenheit führt dazu, dass die Jungs nicht mehr kreativ, offensiv und vor allem risikoreich in das 1:1 gehen, sondern durch ihre bessere technische und koordinative Ausbildung einfach den Gegner im Team „ausspielen” oder „überspielen“, weil man gedanklich schneller ist und sich einfach sicherer und besser bewegt. Das sieht alles super aus, aber kann auf lange Sicht in der Entwicklung hinderlich sein.
Hier ist aber auch der Punkt einmal ebenfalls kritisch zu den fast schon unsinnigen Vorwürfen Stellung zu nehmen, mit denen man oftmals in Berichten und Gesprächen konfrontiert wird: Der SCF nimmt sich ja einfach die besten Spieler zusammen, dann ist der Rest auch keine Kunst mehr!
Erstens: Die meisten Spieler kommen im Kleinfeld zu uns, weil wir eine überaus positive Mundpropaganda besitzen und wir in den letzten Jahren unsere hervorragende Kleinfeldarbeit demonstriert haben.
Zweitens: Unsere Kinder haben gut 5-10 Mal so viele Ballkontakte mehr pro Trainingseinheit als ein Kind in einem anderen Verein (wir kommen bei intensiver Coerverschulung weit über 200 Ballkontakte), und das in der gleichen Trainingszeit. Jeder ist eingeladen vorbeizukommen, um sich das anzusehen, und der SCF hat schon mehrfach angeboten, diese Expertise auch zu anderen Vereinen zu bringen und sie kostenlos zu vermitteln.
Interne Fortbildungen
Wir wollen das Kind, den Jugendlichen seinem Talent entsprechend optimal entwickeln, wir wollen ihm helfen, so weit wie nur möglich in seinem Hobby Fußball zu kommen, eventuell ihn auch dabei unterstützen, mehr als ein Hobby daraus zu machen.
Noch immer mangelt es unseren Trainern (in Teilbereichen) an diesem Verständnis und der Jugendleitung an der Vermittlung der Inhalte. Wir versuchen das durch interne Schulungen zu verbessern, die aber immer noch nicht zahlreich genug sind. Wir sind aber auch alles andere als untätig.
Wir hatten mit unserem Trainertag einen sehr professionellen Einstieg. Beginnend mit der Einführung des Diplompsychologen Robert Hannig wurden gemeinsame Ziele formuliert und unter den Trainern sichtbar gemacht. In den nächsten zwei Lerneinheiten wurde dann eine gemeinsame Sprache gefunden, damit Begriffe wie „auf Ballbesitz spielen“ nicht mit „im Ballbesitz sein“ verwechselt werden.
Am nächsten Dienstag wird für alle Großfeldtrainer erneut eine Sitzung stattfinden, in der rein sportliche Betrachtungen erfolgen. Wir werden uns mit Videoanalysen und anderen Medien über gezielte Ausbildungsinhalte unterhalten, die Mannschaften durchsprechen und erste Regeln für eine gezielte Vermittlung aufstellen.
Das Ziel ist es mit dem großartigen Potential, das dieser Verein hat, so professionell und effektiv wie nur möglich umzugehen.
Hier endet der erste Teil der Zwischenbilanz. Da eine Bilanz immer sehr umfangreich ist, hier gleich der Verweis auf den zweiten Bericht, in dem, unter anderem, kritisch die Themen der „Herausgebrachten Talente“ und der „Infrastruktur“ im Fokus stehen.
