"Ware Talente" SCF Jugendarbeit wieder im Fokus
Tomas Zivcic, 05.10.2010
Obwohl schon mehrere Monate alt, kursiert der folgende Bericht aus der Süddeutschen Zeitung noch heute durch diverse Transfermarkt Foren und Fußballfachseiten. Das durchweg positive Image, dass die Jugendabteilung des SCF längst zu einer Ausbildungsstätte für junge Talente geworden ist, wird dabei schon über die bayrischen Landesgrenzen hinaus aufgenommen. Nicht zuletzt Jugendnationalspieler wie Michael Schwangart, seit der D-Jugend beim SCF und erst zur älteren B-Jugend gegangen, jetzt beim VfB Stuttgart in der U19 Bundesliga spielend, tragen dieses positive Bild nach Außen weiter.
Im folgenden nun der besagte Bericht:
"29.07.2010 05:50
Die heimatnahe Ausbildung ist passé. Der FC Bayern reformiert seine Nachwuchssuche und sortiert seine Partnervereine neu
Fürstenfeldbruck - Thomas Hartl gerät regelrecht ins Schwärmen. 'Seine Gegenspieler nicht nur überlaufen, sondern ausspielen, das kann er nahezu perfekt', sagt der Fußballtrainer über Marcel Kosuch. Der Elfjährige sei in der Lage, den Ball auch unter größtem Druck zu behaupten und im richtigen Moment einen Mitspieler in Szene zu setzen. Und der gleichaltrige Valentin Sponer sei schon jetzt eine richtige 'Type'. Auf die beiden Protagonisten aus einem durchweg talentierten Jahrgang 1999 werden Hartl und der SC Fürstenfeldbruck künftig verzichten müssen, beide wechseln zum FC Bayern München und haben damit schon im Kindesalter erreicht, wovon viele Fußballer ein Leben lang träumen.
Neun Nachwuchsfußballer haben den Sportclub gerade verlassen, um zu einem der umliegenden Lizenzvereine zu wechseln. Zwischen sieben und 15 junge Fußballer gebe der SCF jedes Jahr an die Profiklubs ab, hat Jugendleiter Arno Schulze ausgerechnet. Das ist einerseits bitter, weil ein Verein wie der SCF damit regelmäßig seine Besten verliert, gehört andererseits aber zur Philosophie der Fürstenfeldbrucker, die sich als Ausbilder sehen. Vor einem Wechsel in allzu jungen Jahren warnen sie dennoch. Betroffene Eltern weist Schulze darauf hin, 'ob sie wissen, auf was sie sich da einlassen. Aber wir wollen niemandem Angst machen.'
Ein verfrühter Wechsel widersprach bislang auch dem Konzept der Vereinspartnerschaft, die der SC Fürstenfeldbruck im Jahr 2003 mit dem FC Bayern eingegangen ist. 15Vereine hat der Deutsche Meister an sich gebunden, um den Nachwuchs länger in seiner gewohnten Umgebung ausbilden zu lassen und erst später in die eigenen Juniorenteams zu integrieren. Nach gemeinsamen Kriterien sollte die Ausbildung der Nachwuchskicker ablaufen, 'attraktives, schnelles und leidenschaftliches Spiel mit vielen Torszenen' wollte der FC Bayern so über seine Partnervereine in der Nachwuchsförderung implementieren.
Nun gehen die Bayern einen neuen Weg. Von den 15 Partnervereinen sind dem Vernehmen nach gerade mal eine Handvoll übrig geblieben, darunter der SC Fürstenfeldbruck - andere Klubs werden stattdessen neu hinzukommen. 'Dass wir das neu strukturieren, ist richtig', bestätigt der ehemalige Profi Michael Tarnat, der beim FC Bayern das Scouting übernommen hat. Mehr Informationen darüber, wie die Talentsichtung künftig ablaufen soll, will der 40-Jährige nicht geben: 'Das ist nicht spruchreif, wir haben noch nicht mit allen Betroffenen Gespräche geführt.'
Tarnat ist seit dem Frühjahr verantwortlich und hat, so ist zu hören, seither deutlich mehr Präsenz vor Ort gezeigt. Das bisherige Konzept bedurfte wohl auch deshalb der Erneuerung, weil die Mitbewerber unter den Profiklubs dem FC Bayern in den vergangenen Jahren oftmals zuvor gekommen waren und die jungen Spieler vorzeitig abgeworben hatten. In Zukunft können sich die Bundesligisten einen längeren Verbleib der Talente in den Partnervereinen auch deshalb nicht mehr leisten, weil zum neuen Spieljahr eine U15-Regionalliga eingeführt wird. 'Die Lizenzvereine müssen ihre Talente dann früher kriegen, sonst können sie in der U15 nicht die Besten aufbieten', erklärt Peter Papistock, Mitglied im Jugendausschuss des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV). Der Verband möchte dagegen an seinem Konzept festhalten und den Talenten weiterhin möglichst lange eine heimatnahe Ausbildung anbieten. Unterhalb der Leistungszentren der Bundesligisten will der BFV deshalb seine eigenen Nachwuchsleistungszentren auf dann 16 Standorte ausbauen. In Oberbayern gibt es derzeit drei, in Memmingen, Burghausen und Rosenheim. Daneben bieten 64 DFB-Stützpunkte jeweils montags jungen Fußballern ein Fördertraining an.
Über diese Art der Förderung ist mancher Verein an der Basis freilich gar nicht glücklich. Die Nachwuchsspieler des ASV Dachau werden nicht nur von den Großvereinen umworben, auch der nahe DFB-Stützpunkt Erdweg erweist sich als wahre Wechselbörse. 'Da kannst du den Spielern gleich ein Preisschild draufkleben', sagt Thomas Reißner, weshalb die Dachauer mittlerweile just am selben Tag ein gleichgeartetes Fördertraining für ihre Spieler anbieten. Partner des FC Bayern darf der ASV in Zukunft nicht mehr sein. Reißner, der den Kontakt zu den Münchnern mit Leben gefüllt hatte, glaubt allerdings, 'dass sich für uns dadurch gar nichts ändert'. Man dürfe halt das Logo des FC Bayern nicht mehr verwenden, auch ein paar administrative Tätigkeiten fielen weg. 'Bei uns wird sicher nichts zusammenbrechen. Was wir selbst auf den Weg gebracht haben an Trainings-, Spiel- und Förderbetrieb, werden wir auch beibehalten', sagt Reißner.
Dass auch für den SE Freising das Aus kam, ist für dessen Jugendleiter Horst Schlerf zumindest 'überraschend' gewesen. Eine solche Entwicklung habe sich zuletzt bei einer Besprechung mit Tarnat nicht angedeutet, im Gegenteil: Man habe besprochen, was man noch verbessern und effektiver gestalten könne. Die Verbindung sei immerhin 'gut fürs Renommee' gewesen, 'aber viel mehr kam für uns nicht rüber', erinnert sich Schlerf. Ein bis zwei Spieler hat der SE Freising jährlich an den FC Bayern abgegeben, zuletzt die C-Jugendlichen Thomas Hagn und Ralph Bauer. Schlerf ist sich sicher, 'dass unsere Spieler nach wie vor zum FC Bayern wechseln werden'.
Mancherorts wurde die Zusammenarbeit mit den Bayern in den Vereinen auch kritisch beäugt. Eckart Lutzeier, Vizepräsident des SC Fürstenfeldbruck, hätte sich beispielsweise ein bisschen Unterstützung vom Partnerverein erwartet in der schwierigen vergangenen Saison, an deren Ende die Fürstenfeldbrucker B1-, C1- und D1-Mannschaften abgestiegen sind. Auf den Fortbestand der Kooperation mit den Bayern schien der sportliche Misserfolg indes keinen Einfluss gehabt zu haben. Vielleicht lag es auch an der Haltung, die Jugendleiter Schulze vertritt: 'Wir verstecken bei uns keine Talente. Wir spielen immer mit offenen Karten.'"
Quelle:http://www.transfermarkt.de/de/junioren-news/topic/ansicht_162_16_seite31.html
