U12 in Emmering mit 8:1 erfolgreich
Tomas Zivcic, 26.09.2010
Das Spiel in Kürze
Gegen die Gastgeber aus Emmering sah der zweite Auftritt unserer 99er schon mehr nach Fußball aus. In der von Beginn an sehr einseitigen Begegnung mühten sich unsere Jungs redlich gegen die in ihrer Hälfte massiv verteidigenden Emmeringer eine Lücke zu finden. Da wir zumeist unsere Abstände noch nicht richtig gewählt haben, erschwerten wir uns diese Aufgabe noch zusätzlich. Dennoch erspielten sich unsere Jungs Chance um Chance und konnten oftmals aus aussichtsreicher Position abschließen. Wir mussten uns aber mehrmals dem heimischen Gästekeeper geschlagen geben, der heute einen sehr guten Tag hatte. Zweimal konnten die Brucker dann doch noch vor der Halbzeit jubeln und gingen somit mit einem verdienten 2:0 zum Pausentee.
In der zweiten Hälfte war das Spiel dann einfacher. Da unsere Jungs mit einem sehr ansehnlichen Tempo spielten und praktisch ständig den Gegner unter Druck setzten, waren die Kräfte der Gastgeber bald erschöpft und unsere jungen Kicker konnten ihren Torreigen entfachen. Das Gegentor kassierte man kurz vor Schluss nach einem Dribbelfehler vor dem eigenen Strafraum.
Kommentar
Was wieder einmal auffiel ist die irrsinnige Lernbereitschaft der Kinder, die versuchen alle Hinweise und Vorschläge auch in die Tat umzusetzen und das am besten sofort. Es ist wirklich ein Genuss mit so eifrigen Kindern zu arbeiten, die so viel Talent und Eigenmotivation mit zum Spiel bringen. Es gibt aber auch einige große ABERS, die man sich bewusst machen sollte:
Wenn man mit talentierten Kindern arbeitet und beim SCF ist die Wahrscheinlichkeit dafür sehr groß, läuft man Gefahr einen klaren Blick für das Mögliche zu verlieren, weil plötzlich alles möglich und machbar erscheint. Da die Kinder dermaßen aufnahmefähig sind, besteht die Gefahr darin, sie wie kleine Erwachsene zu behandeln, Außergewöhnliches für normal zu halten und deshalb schnell ungeduldig zu werden und mit zu hoher Erwartungshaltung in die Partien zu gehen. Als Trainer muss man sich vor „Größenwahn“ wappnen:
Die Kinder sind immer noch unter 11/12 Jahren.
Ligaspiele sind keine Schulaufgaben.
Das Versetzen der Kinder ist nicht gefährdet, wenn sie einmal einen Fehler machen, ein schlechtes Spiel absolvieren oder - Gott verbiete - eine schwache Phase durchlaufen.
Kinder werden nicht abgefragt bei einem 11:11 auf ein viel zu großes Feld.
Wenn sie Abstände nicht richtig einschätzen, Fehler im technischen Bereich machen und falsche Entscheidungen treffen im völlig unwichtigen Gebiet der Taktik, dann nennt man das Lernprozess (und der hat etwas mit vielen, vielen Fehlern zu tun).
Man muss sich irrsinnig davor hüten, einen ganz großen Fehler als Trainer zu machen, dem jedes Jahr Dutzende von Lizenzvereinen mit unerfahrenen Sportstudenten oder Ex-Profis anheimfallen: Auch talentierte Kinder bleiben Kinder und keiner von ihnen hebelt Mutter Natur aus. Oder anders: Ein Kind mit 11 Jahren hat gar nicht die geistigen Voraussetzungen eine Spielposition in einem 11:11 vollständig zu verstehen, die Basisaufgaben in den einzelnen Phasen zu begreifen oder sie gezielt zu beeinflussen.
Klar können wir jedem einzelnen Gruppentaktische Elemente wie das Hinterlaufen beibringen, das Kreuzen oder wir machen es gleich so wie die Großclubs und etablieren eine Viererkette mit Abseitsfalle. Am Ende imitieren die Kinder nur, sie verstehen wenig und sie können auch rein gar nichts davon später umsetzen, wenn sie selbstständig auf die Situationen reagieren müssen. Es ist ein großes Thema mit vielen Facetten, das hier nicht vollständig ausgebreitet werden kann. Nur so viel: Wir werden keine Fußballmarionetten erziehen, die von außen gelenkt nur richtige Entscheidungen treffen, sondern den Kinder in den nächsten zwei Jahren dabei helfen ihren eigenen Fußballstil zu perfektionieren, ihr „individual playing concept“ (persönliches Spielkonzept) wie es in der holländischen Schule von Ajax Amsterdam heißt. Ab der U14 werden sie dann gemäß ihrer Spielart in ein taktisches System integriert. Bis es soweit ist, heißt es aber: Zurücklehnen und sich an dem Spaß der Kinder erfreuen, denn solange sie den haben, kann sehr wenig schiefgehen.
Anspruch und Perfektion
Wir haben in der Jugendabteilung des SCF ein sehr hohes Anspruchsdenken. Anders gesagt, wir sind furchtbar pingelig. Wenn ein Spieler ein Tor „hinrotzt“ ohne Spannung und richtiger Technik aber eben trifft weil man aus fünf Metern schwer vorbeischießen kann, dann können wir uns darüber in keinster Weise freuen, sondern nur innerlich ärgern. Wir werden das notieren, wir werden es ansprechen, trainieren und versuchen über die Zeit zu verbessern, langsam mit Ruhe. Denn in der Zwischenzeit werden noch mehrere Dutzend anderer Kleinigkeiten auftreten und eventuell noch einige große Macken, die man beheben muss. Am Ende der U13 müssen unsere Talente nahezu beidbeinig sein, perfekt in der 1:1 Dominanz und nahezu perfekt in allen Grundtechniken. Dieses Ziel ist nur erreichbar, wenn man die Ligaspiele als das nimmt was sie sein müssen, nämlich Trainingseinheiten mit besonderer Kleiderordnung.
Die Kinder stehen schon deshalb unter einem großen (Perfektions-) Druck, wir müssen nicht noch unnötigerweise Leistungsdruck hinzufügen.
